Herdenschutzhunde


Es war 2014 als wir „kurzfristig“ unsere erste Pyrenäenberghündin Nena zu uns auf den Hof holten. Fuchs, Habicht, und einmal auch der Marder, bedienten sich regelmäßig an unseren Hühnern. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll.

Klar, so einen reinrassigen Pyrenäenberghund bekommt man nicht umsonst und sehr eigensinnig sind sie auch noch. Schließlich sollen sie selbst bestimmen, wann sie in der Not gebraucht werden und wann nicht. Da kann man nicht erwarten, dass sie dies in anderen Situationen nicht tun. Bereut haben wir das viele Geld und die Umstellung aber nie.

Inzwischen haben wir drei Rüden, eine Hündin und drei Welpen, die vorerst bei uns bleiben.

Unsere Welpen wachsen bei den Schafen auf. Wenn sie etwas älter sind werden sie den Tag über bei den Hühnern sein und nachts bei den Schafen. Somit werden sie in den ersten drei oder vier Monaten auf Geflügel und Schafe sozialisiert.

Die Sozialisierung bei Herdenschutzhunden ist der Wichtigste Teil der Ausbildung. Zwei meiner vier Hunde waren nur auf Menschen und Hunde sozialisiert. Sie kamen erst mit vier Monaten zu uns und das Problem dabei ist, dass sie erst mit fast zwei Jahren problemlos bei den Hühnern bleiben konnten. Bei Schafen geht das früher. Die Welpen, die aber bei uns mit den Hühnern aufwuchsen, konnten schon mit zehn Monaten auf diese aufpassen.

Zwischen vier und zehn Monaten sind die Welpen in der Pubertät. Diese ist bei Pyrenäenberghunden sehr wild. Hören ist etwas, was grundsätzlich schonmal nicht funktioniert. Sobald man sich umdreht, machen sie schon wieder den nächsten Blödsinn. Je mehr Welpen es sind, desto mehr bestärken sie sich natürlich in ihrem Tun. Hühner werden gejagt und abgeschleckt, Lämmern werden die Knöchel angeknabbert. Solches Verhalten darf sich natürlich nicht manifestieren, weshalb es am besten ist, die Hunde solange woanders unterzubringen oder von den Tieren zu separieren. Ein dichter Zaun, der keine Löcher hat und nicht zu niedrig ist, reicht aus. Oder eine Geflügelzaun, so lernen sie gleich schon ihre Grenzen kennen.

Nach dieser Zeit kann man langsam beginnen die Hunde zu den Tieren mitzunehmen. Entweder kann der Hund zwischen den Tieren angebunden werden oder einen kleinen abgezäunten Bereich bekommen. So können sich alle erst mal beschnuppern. Dies klappt meist aber sehr schnell. Danach kann der Hund unter Aufsicht zu den Tieren. Hühner sind unkompliziert. Die hauen erstmal ab, merken aber schnell, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Bei Schafen und Ziegen wird das schwieriger, wenn sie bisher keinen Kontakt zu Herdenschutzhunden hatten, da sie gewohnt sind wegzurennen, wenn ein Hund kommt. Da wäre es im Winter im Stall einfacher die Schafe an den Hund zu gewöhnen. Im Sommer auf der Weide muss man sehr vorsichtig sein, dass die Herde nicht durchgeht. Beides ist aber grundsätzlich möglich.

Ich war selbst überrascht als auf dem Bauernmarkt in Weil der Stadt plötzlich zehn Hunde, von einem Welpentreffen vermutlich, vor meinen Lämmern standen. Ich wollte schon dazwischen gehen und anmerken, dass das unmöglich ist. Meine drei Lämmer standen aber ebenso wie die Golden-Retriever-Welpen am Zaun und beide beschnüffelten sich. Die Schafe hatten weder Angst, noch waren sie skeptisch. Dies beweist, dass die ganze Herde wesentlich entspannter auf Hunde reagiert, wenn sie an Herdenschutzhunde gewöhnt ist. Allerdings werden andere Hunde nie so nahe an sie rankommen, wenn Herdenschutzhunde dabei sind 😉

Auch meine Hühner laufen mehrere hundert Meter weit an den Waldrand um zu schauen, ob das Gras da saftiger ist. Dies würden sie auf einer freien Wiese normalerweise nicht tun. Auch bleiben die Hühner abends länger draußen, wenn ein Hund dabei ist. Sie wissen einfach, dass ihnen nichts passieren kann.